Welche grundlegenden UX-Prozess-Ansätze gibt es?

6.11.2024

Wie finde ich heraus, welcher UX-Proxess für mich der richtige Ansatz ist? Was ist der Unterschied zwischen Agile und Waterfall?

Lesezeit:
Minuten

Dieser Artikel wurde verfasst von:

Kai Wermer

Was ist eigentlich UX-Design?

UX steht für „User Experience“. Der:die Nutzer:in steht also im Mittelpunkt aller Überlegungen, nicht der Look der Oberfläche einer Website oder App. Beim User Experience Design geht es darum, die Gewohnheiten, Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Motivationen und Emotionen der Anwender:nnen wirklich zu verstehen und anhand dieser Erkenntnisse die richtigen Flows, Schwerpunkte, Microcopies und Funktionen zu definieren. Man versucht also zunächst, ein Problem genau zu verstehen und zu analysieren; für wen und in welcher Phase einer Interaktion wird entworfen, um Prototypen zu entwickeln und Lösungen zu finden. 

UX-Design setzt die intensive Auseinandersetzung und Analyse von und mit Nutzer:innen und deren Verhalten voraus. Dazu werden vorzüglich User Journeys mit Interviews, Nutzerbefragungen, Heatmap-Analysen im Kleinen oder Eyetracking und Reaktionsmessung im umfangreichen Sinne erhoben.

Natürlich versucht man auch in einem herkömmlichen Webdesign-Prozess UX-Aspekte zu berücksichtigen, doch ohne solche explorativen Elemente wird man langfristig weniger gute Ergebnisse erzielen.


Was ist der richtige UX-Prozess?

Wir bei Uhura begleiten seit mehr als 20 Jahren Web- und App-Designprozess für große und kleine Kund:innen und öffentliche sowie private Unternehmen. Als UX-Agentur wissen wir, wie wichtig ein durchdachter Prozess für die erfolgreiche Gestaltung von Benutzererlebnissen ist. Für potentielle Auftraggeber:innen ist es entscheidend, den geeigneten UX-Prozess für ihr Projekt zu wählen. 

Hier sind die grundlegendsten und am häufigsten verwendeten:

1. Der Wasserfall-Prozess: Linear und strukturiert.

Der Wasserfall-Prozess ist ein schrittweiser, linearer Ansatz, bei dem jede Phase (Anforderungen, Design, Entwicklung, Testing und Bereitstellung) nacheinander abgeschlossen wird. Dieser Ansatz eignet sich besonders für Projekte, bei denen die Anforderungen zu Beginn klar definiert werden und stabil bleiben. Das bedeutet auch, dass Sprünge zwischen den Phasen zu vermeiden sind. Im Klartext: Changeprozessen und neuen Anforderungen, die sich möglicherweise zu Ende des Projektes ergeben, können weniger Raum eingeräumt werden. Ein strenges Erwartungsmanagement und klare Abschlüsse nach jeder Phase sind wichtig. 

Vorteile des Wasserfall-Prozess:

  • Strukturierter Prozess mit klaren Meilensteinen
  • In vielen Unternehmen sind Personal und Organisation mit dieser Arbeitsweise vertraut
  • Leicht nachvollziehbare Übergänge zwischen den Phasen

Nachteile:

  • Wenig Flexibilität bei Änderungen
  • Anpassungen erfordern oft eine Rückkehr zu vorherigen Phasen, was kostspielig und zeitaufwendig sein kann

Fazit:

Für alle, die eine typische Projektdurchführung gewohnt sind, klar festgelegte Funktionen und Zeitpläne entwickelt haben, könnte der Wasserfall-Prozess nützlich sein, um ein eindeutig definiertes Pflichtenheft abzuarbeiten.

Wasserfall-Prozess © Uhura Digital GmbH

2. Der Agile UX-Prozess: Flexibel und iterativ

Der Agile-Ansatz stellt Flexibilität und kontinuierliche Anpassung in den Vordergrund. Anstatt das gesamte Projekt linear zu planen, wird es in Sprints unterteilt – kurze, iterative Entwicklungszyklen, in denen Feedback und Anpassungen schnell umgesetzt werden. Er ist für Szenarien geeignet, in denen sich die Anforderungen ändern können oder zu Beginn Design- und Funktionsanforderungen nicht eindeutig geklärt sind. Der Agile UX-Prozess unterstützt Teams, die in einem iterativen Prozess an Lösungen für konkrete Entwicklungs- und Design-Probleme arbeiten möchten.  

Vorteile des Agilen UX-Prozesses:

  • Hohe Flexibilität, um auf sich ändernde Anforderungen und Nutzerfeedback zu reagieren
  • Frühzeitige und kontinuierliche Tests und Optimierungen ermöglichen eine höhere Produktqualität

Nachteile des agilen UX-Prozesses:

  • Erfordert intensivere Kommunikation und enge Zusammenarbeit zwischen den Teams
  • Kann zu Scope Creep, einer schleichenden Erweiterung von Anforderungen während des Projekts, führen, wenn keine klaren Prioritäten gesetzt werden

Fazit:

Beispielsweise ist ein agiler UX-Prozess geeignet, wenn eine Plattform entwickelt werden soll, die regelmäßig auf Basis von Nutzerfeedback verbessert wird. Durch den iterativen Ansatz können neue Funktionen kontinuierlich getestet und implementiert werden. Der Erfolg eines Projekts hängt von kontinuierlichen Feedbacks von Nutzer:innen und Stakeholdern ab. Team und Organisation müssen also sehr kommunikativ und eng miteinander arbeiten. Hierzu ist es teilweise zwingend notwendig, dass Kunde:innen- und Agenturteams ausreichend Ressourcen und Zeit eingeräumt bekommen. 

Agile Ansatz © Uhura Digital GmbH

3. Lean UX: Effizienz und Nutzerzentrierung

Lean UX setzt auf schnelle Iterationen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Design-, Entwicklungs- und Geschäftsteams. Das Ziel ist, Hypothesen schnell zu testen, Ergebnisse zu bewerten und Designlösungen mit minimalem Ressourcenaufwand zu validieren.

Vorteile Lean UX:

  • Schnellere Ergebnisse bei geringem Aufwand
  • Fokus auf Hypothesen und Datenvalidierung anstelle von langen Dokumentationsphasen.

Nachteile Lean UX:

  • Kann zu kurzfristigem Denken führen, wenn Langzeitziele nicht klar definiert sind.

Fazit: 

Ideal für die schnelle Entwicklung und Optimierung von Design-Lösungen wie z. B. dem Test verschiedener Designoptionen für einen Check-out-Prozess in einem Onlineshop, um herauszufinden, welche Variante die höchste Conversion-Rate hat.

4. Design Thinking: Kreative Problemlösung

Design Thinking stellt den:die Nutzer:in in den Mittelpunkt des Entwicklungsprozesses. Durch eine Mischung aus Empathie, Ideenfindung, Prototyping und Testing wird sichergestellt, dass die Lösung das Problem aus der Sicht der Nutzer:innen adressiert.

Vorteile Design Thinking:

  • Fördert innovative und nutzerzentrierte Lösungen
  • Starker Fokus auf Nutzerforschung und Problemdefinition

Nachteile Design Thinking:

  • Zeitaufwendig, da viele Iterationsschleifen durchlaufen werden
  • Hohe Anforderung an Moderation und Leitung, da sonst Scope verloren gehen kann
  • Die Teams sollten ein gewissen Mindset und echtes Engagement mitbringen

Fazit: 

Design Thinking kann insbesondere in frühen Phasen eines umfassenden Projekts eingesetzt werden, um beispielsweise eine neue intuitive Service-App für Kund:innen zu entwickeln, die deren häufigste Bedürfnisse abdeckt.

Design Thinking Ansatz © Uhura Digital GmbH

Hybride Ansätze: Das Beste aus allen Welten

In der Praxis werden oft hybride Ansätze verwendet, die Elemente von Agile, Lean UX und Design Thinking kombinieren. Dies ermöglicht es Teams, flexibel zu reagieren, während dennoch klare Strukturen und Zielsetzungen eingehalten werden.

Welche Methode passt zu Ihrem Projekt?

Die Wahl des geeigneten UX-Prozesses hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Stabilität der Anforderungen, die Projektgröße und das verfügbare Budget.  

  • Wenn Ihr Projekt klar definierte Anforderungen hat und in einem stabilen Umfeld entwickelt wird, bietet der Wasserfall-Prozess eine strukturierte Lösung.  
  • Für dynamische Projekte, bei denen sich Anforderungen und Zielgruppenbedürfnisse oft ändern, bieten die agilen Methoden mehr Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten.  
  • Wenn Sie auf Effizienz setzen, könnte Lean UX die richtige Wahl sein, da hier die Hypothesen-getriebene Produktentwicklung im Vordergrund steht. 

Zusammenfassend: 

Jeder UX-Prozess bringt spezifische Vorteile mit sich. Für Unternehmen, die nach dem optimalen Weg suchen, um nutzerzentrierte Produkte zu entwickeln, ist es entscheidend, den Prozess zu wählen, der den Anforderungen und der Dynamik des Projekts am besten entspricht. 

Wir als UX-Agentur beraten Sie gerne dabei, den richtigen Ansatz für Ihr Projekt zu finden und begleiten Sie durch den gesamten Prozess – von der ersten Idee bis zum finalen Produkt. Kontaktieren Sie uns einfach!