Grünes Internet - Was bringt die CO2-Kompensation von Websites?

26.5.2021

CO2-neutrale Websites sind im Trend. Uhura Digital beleuchtet die Vor- und Nachteile beim Kauf von CO2-Zertifikaten.

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Dieser Artikel wurde verfasst von:

Jannis Wagner

Der Trend, auch das Internet zu einem grüneren Ort zu machen, wächst. Weshalb man auch immer mehr Klimaschutzagenturen und den Verkauf von sogenannten CO2-Zertifikaten im Netz findet. Eine gute Sache? 

Das Internet ist nicht nur Dreh und Angelpunkt der modernen Kommunikation, sondern auch das zentrale Nervensystem der globalen Wirtschaft. Dass Streaming, Surfen und Speichern im Internet mittlerweile einen erheblichen Anteil der weltweiten Emissionen verursachen ist kein Geheimnis mehr. „Wäre das Internet ein Land, so hätte es weltweit den sechstgrößten Stromverbrauch“ sagt Niklas Schinerl, Greenpeace-Experte für Energie. Wie in anderen Lebensbereichen lassen sich auch hier Emissionen durch jede/n Einzelne/n reduzieren. Doch mit wachsender Digitalisierung zeichnet sich in den oben genannten Bereichen eine immer größere Abhängigkeit, im Gegensatz zum Steak oder der Jeans, ab, was insbesondere an der Alternativlosigkeit liegt. Kurzum: Es gibt noch keine veganen Cloud-Dienste oder Zero-Waste Emails. Deshalb besteht die Herausforderung darin, die digitale Infrastruktur dort, wo man ihren ökologischen Fußabdruck nicht vermeiden oder reduzieren kann, zu kompensieren, also mit Investitionen in zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen, die klimawirksame Emissionsmenge auszugleichen.  Aber beginnen wir mit einer einfache ersten Frage: Wie kann die Unternehmenswebsite, die oft zentrale Plattform für die Marken- und Produktkommunikation ist, CO2 neutraler gestaltet werden?

Worauf sollte man bei der CO2-Kompensation achten?

Aktuell wird der Markt der Klimakompensation in den freiwilligen und den verpflichtenden Handel eingeteilt. Der verpflichtende Handel ist nach EU-Recht geregelt und bezieht europäische Unternehmen ein, die mehr als 20 Megawatt Fernwärmeleistung beziehen und Stahlwerke oder Raffinerien betreiben.

Der freiwillige Handel schließt private Personen und Unternehmen ein. Das Problem hierbei ist, dass dieser Markt nicht einheitlich geregelt ist und keinen verbindlichen Standards folgt. Die bekanntesten und als vertrauenswürdigsten eingestuften Standards sind der „Gold Standard”, der schweizer Gold Standard Stiftung, welcher besagt, dass nicht auf eine hohe CO2-Reduzierung, sondern auch auf sozialen Nutzen und Artenvielfalt geachtet wird und der “Verified Carbon Standard”, der US-amerikanischen NGO Verra, der sicherstellt, dass alle freiwilligen Emissionsreduktionen, reale, quantifizierbare, zusätzliche und dauerhafte projektbasierte Emissionsreduktionen darstellen. Auch wenn der VCS der am weitesten verbreitete Standard ist,  zeigt eine aktuelle Investigation des Guardians, die besagt, dass viele CO2-Zertifikate, die durch Waldschutzprogramme generiert werden, auf einem fehlerhaften System basieren. Die Untersuchung sagt zwar auch, “dass die Verra-Methoden für die Beantragung von Gutschriften zwar ein ernsthafter Versuch seien, Emissionsreduzierungen durch die Reduzierung der Entwaldung zu messen, dass sie aber derzeit nicht robust genug seien.” Der Streit wird aktuell noch ausgetragen. 

Eine der häufigsten Kritiken dieses freiwilligen Handels ist allerdings, dass viele Anbieter Zertifikate zu zu niedrigen Preis, ohne wirksame Effekte verkaufen, was häufig mit dem Ablasshandel der katholischen Kirche verglichen wird. Greta Thunberg kritisiert in einem Tweet vom 26. Dezember 2019 den „Klimakompensations-Bluff“ und warnte damit davor, dass die Ausgleichswirtschaft mehr Schaden als Nutzen anrichte. 

Nichtsdestotrotz, ist der Emissionshandel ein wichtiger Schritt in Sachen Klimaschutz und ein einfacher und guter Weg den Einstieg zur CO2-neutralen digitalen Kommunikation zu beginnen. Wichtig ist, dass Unternehmen wie Privatpersonen einen 360 Grad Ansatz verfolgen, um das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich umzusetzen und neben der Kompensation auch viele weitere Maßnahmen, die man im Unternehmen implementieren kann - Strategien zum Einsatz von Geschäftsreisen, Papierverbrauch, dem sparsamen Nutzung von Cloud Diensten bis hin zum Firmenfahrrad. Wichtig ist auch hier: Was man nicht misst, managed man nicht. Wir haben die wichtigsten deutschen Anbieter für CO2 Kompensation von Websites angesehen:

1. CO2-Neutrale Website

CO2-Neutrale Website ist eine globale Initiative, die bereits über 2.500 Webseiten klimaneutral gemacht haben. Die Investitionen wandern hierbei überwiegend in afrikanische Wasser-, Wind- und Heizprojekte. Dabei sind alle Projekte nach der Goldstandard-Verifizierung gewählt.

Pro: Transparente Berechnungsmethode; Verifiziert

Kontra: Die Investitionen in der EU belaufen sich nur auf den Emissionshandel. 

2. Climate Partner

Wie es der Name suggeriert, bietet Climate Partner ein umfassendes Betreuungsangebot in Sachen Klimastrategie. Das heißt, die Klimaschutzagentur bietet von der Beratung, bis hin zur Integration  von IT-Lösungen eine Bandbreite an Services rund um das Thema Klimastrategie an.

Pro: Climate Partner bietet Investitionen in Klimaschutzprojekte in Deutschland.

Kontra: Preise für Unternehmen erhält man nur auf Anfrage.

3. Atmosfair

Auch hier ist der Name Programm. Atmosfair ist eine Klimaschutzorganisation mit dem Schwerpunkt Reisen und wird unter anderen vom Bundesumweltministerium und einigen Prominenten gefördert. Auch Atmosfair achtet auf den Goldstandard seiner Projekte, Preise erhält man nur auf Anfrage.

Pro: Investitionen auschließlich in Projekte mit Gold Standard. 

Kontra: Grünes Gewissen gibt es hier zu sehr günstigen Preisen. Hier sollten engagierte Website-BetreiberInnen genau nachfragen, ob die CO2-Kompensationsangebote zu Ihren strategischen Ausrichtungen passen.

4. Nature Office

Die inhabergeführte Klimaschutzagentur ist ein unabhängiges Unternehmen mit einer einfachen und klaren Kostenstruktur und einheitlichen Lösungen für Unternehmen. Außerdem heben sie sich von reinen Zertifikat-Verkäufern ab und bieten Investitionen in eigene Waldschutzprojekte in Südamerika.

Pro: Angebot eines Waldmix-Portfolios.

Kontra: Servicegebühr über 50€ im Jahr. 

Fazit

Unternehmen stehen immer mehr in der Verantwortung, ihren Klimaschutz glaubwürdig abzustecken. Klimaschutzagenturen können dabei unterstützen, jedoch lohnt sich ein kritischer Blick auf die wachsende Anzahl der Anbieter, denn nicht alles, wo grün draufsteht, nützt auch dem Klima.  

Wissenswertes: Greenpeace bewertete in einer Studie von 2017 den Energieverbrauch der 15 größten Internet-Giganten, wobei Apple und Facebook als Spitzenreiter in Sachen saubere Energie abschnitten und Amazon Web Services, wo unter anderem auch die Filme und Serien von Netflix liegen, einen der hinteren Ränge belegte.

Eine ausführliche Auflistung weiterer Kompensations-Anbieter in Deutschland finden sie bei Energiekonsens oder werfen einen Blick in die Auswertung von Stiftung Warentest

Uhura hat in den letzten Monaten verstärkt an seinem Kompetenzausbau im Bereich klimaneutrale Kommunikationsdienstleitungen gearbeitet. Kommen Sie auf uns zu, wenn Sie an der Umsetzung einer klimafreundlichen Kommunikation interessiert sind.